verfasst von Hermann Scharler

Anfänge

Mit dem Schuljahr 1938/39 wurde im Markt Mittersill eine Hauptschule eröffnet. Schulbeginn war der 19.September 1938.

Die Hauptschule Mittersill kann als Nachfolgerin der Privathauptschule Stuhlfelden / Schloss Lichtenau angesehen werden. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich musste diese, von den Schulbrüdern seit 1930 geführte Anstalt, aufgelassen werden. Es wurde die Hauptschule Mittersill errichtet. Sie war die vierte Hauptschule im Pinzgau.

Der Unterrichtsbetrieb begann mit einer ersten Klasse, der jedes Jahr eine weitere folgte, sodass im Schuljahr 1941/42 der organisatorische Aufbau beendet war. Untergebracht wurde die Schule im sogenannten Kloster, dem 1870 erbauten Schulhaus der ehemaligen Mädchenvolksschule (heute Privatkindergarten). Die im Haus wohnenden Barmherzigen Schwestern, die eigentlichen Besitzer des Hauses, mussten anfangs ihren Wohnraum aufs äußerste einschränken, schließlich das Haus verlassen.

Kriegszeit

Die Kriegszeit war auch für die Hauptschule Mittersill eine schwierige Zeit. Es herrschte Lehrermangel (Kriegsdienst), der Unterricht wurde teilweise von Schulhelferinnen gehalten. Geld und daher Lehrmittel und Schulraum waren Mangelware. Die Kinder wurden meist zu bäuerlichen Arbeiten herangezogen, der Schulbesuch sehr schlecht. Fliegeralarme und Ernteeinsätze ganzer Schulklassen sorgten für häufigen Unterrichtsentfall. Lebensmittel und Dinge des täglichen Lebens wurden immer knapper. Ab 1943 besuchten auch Kinder aus bombengefährdeten Gebieten die Hauptschule.

In den Apriltagen des Jahres 1945 benützten Angehörige der Luftwaffe das Kloster als Quartier, in den Klassenräumen nächtigten Flüchtlinge. Bücher, Amtsschriften und Einrichtungsgegenstände wurden in diesen unruhigen Zeiten mangels jeder Aufsicht sinnlos vernichtet. Nach der Freigabe des Hauses durch die Amerikaner zog eine aus dem Osten geflüchtete Gruppe einer Banater Lehrerinnenbildungsanstalt in das Kloster ein.

Der erste Leiter der neu gegründeten Hauptschule war Oskar  G e h m a c h e r, der 1941 zum  Kriegsdienst eingezogen wurde. Sein Nachfolger, Josef  S c h a f f e r, leitete dann die Schule bis Kriegsende. Beide wurden nach dem Umbruch ihres Dienstes enthoben und konnten erst 1948 wieder im Schuldienst als Lehrer beginnen.

Nachkriegszeit

In den ersten Nachkriegsjahren kam die Schule zunehmend in räumliche Bedrängnis, zumal einige Zimmer von Volksschulklassen belegt waren und die Barmherzigen Schwestern 1946 wieder in das Haus zurückkehrten.

Aus dem Jahre 1947 stammt ein pädagogisches Gutachten, in dem es u.a. wörtlich heißt:

„Nicht weniger improvisatorischen Charakter trägt die Unterbringung der Hauptschule in dem einer Kongregation gehörenden Gebäude, das, teilweise von der Kongregation belegt, auch nicht die primitivsten Voraussetzungen erfüllt, wie die Führung einer Hauptschule  sie erfordern.“

Schulleiter

Bis zur definitiven Besetzung der Leiterstelle mit Direktor Josef  S t a c h l  im Jahre 1949 führten folgende Lehrkräfte die Leitergeschäfte:

    • Ludwig Schönbauer1945
    • Alois Mikolasek1946
    • Alfred Öttl 1946
    • Kurt Hufler 1946/47/48
    • Oskar Gehmacher1948/49

Schulbauten

Die Hauptschule übersiedelte dann 1949 in das neu errichtete Volksschulgebäude. Trotz eines Anbaues an dieses Schulhaus im Jahre 1954 wurde mit Beginn der 60iger Jahre die Schulraumnot immer drückender. So wurde von der Gemeinde der erste Hauptschulneubau in Angriff genommen. Nach einjähriger Bauzeit war das Schulhaus 1967 bezugsfähig. Errichtet wurde es mit einem Kostenaufwand von 13,5 Millionen Schilling auf gemeindeeigenem Grund nördlich des Krankenhauses.

Hatte die Schule beim Einzug in das neue Gebäude 10 Klassen mit 301 Schülern, so waren es 1972 bereits 19 Klassen mit 513 Schülern, sodass ein Anbau wieder dringend notwendig wurde.

Aus dem Raumprogramm heraus bot sich eine Lösung durch eine bauliche Kombination, nämlich Hauptschulerweiterungs- und Realgymnasiumanbau, wobei vor allem eine bessere Auslastung der Räumlichkeiten (z.B. Turnhallen) erreicht wurde. Eine funktionierende Gemeinschaft zweier Schulen in einem Haus wurde geschaffen und im Herbst 1974 der gesamte Komplex, einschließlich einer zweiten Turnhalle, von unserer Schuljugend in Beschlag genommen.

Durch die Schulentwicklung, sowohl in der Hauptschule als auch im Realgymnasium ist noch in den 90iger Jahren ein Umbau, aber auch eine Sanierung der Gebäude notwendig geworden. Im Informationsblatt der HS ist 1999 zu lesen: „Das über 30 Jahre alte Objekt entspricht weder in seiner baulichen Substanz noch in seinen funktionalen Anforderungen einer modernen Schule.“

Nach entsprechender Vorlaufzeit und intensiven Verhandlungen Gemeinde, Land, Bund, war es 2004 so weit: das neue Schulzentrum HS,  BORG wurde gebaut. Der Südtrakt aus 1974 generalsaniert, der Altbau aus 1967 einschließlich der Turnhallen abgerissen und mit einer Sporthalle neu errichtet. Die Baukosten betrugen 12,2 Millionen Euro. Die feierliche Übergabe des Schulzentrums war im September 2006.

Veränderungen und weitere Entwicklung

Der Schülerhöchststand war im Schuljahr 1978/79 mit 23 Klassen und 601 Schülern erreicht. Ende der 80iger Jahre war man auf dem Tiefststand mit 362 Schülern, 1999/2000 waren es wieder 424. Im Schuljahr 2006/07 besuchen 434 Schüler  (10 % aus Hollersbach, 68% aus Mittersill, 22% aus Stuhlfelden) in 18 Klassen, einschließlich einer Integrationsklasse, die Schule, unterrichtet von 50 Lehrern.

Das ursprüngliche Einzugsgebiet der Hauptschule reichte von Krimml bis Niedernsill. Dieser große Bereich verkleinerte sich durch die Gründung der Hauptschule Neukirchen (1954) und Uttendorf (1963). Seit 1963 umfasst der Schulsprengel die Gemeinden Hollersbach, Mittersill und Stuhlfelden. Mit der Auflösung  der Volksschul-Oberstufe, beginnend mit dem Schuljahr 1970/71, wurde die Hauptschule für alle Schüler zur Pflichtschule.

Fast alle Abgänger der Volksschulen dieser Gemeinden besuchen ihre HS Mittersill. Zurückzuführen ist dies sicherlich neben der geographischen Lage auf die Qualität der Schule. Verbunden ist damit die Möglichkeit des klaglosen Übertrittes in weiterführende Schulen, besonders auch in das im gleichen Haus befindliche Oberstufenrealgymnasium Mittersill.

Die Hauptschule wurde von 1964 bis 1988 in zwei Klassenzügen geführt (Englisch war im zweiten Zug Freigegenstand).  Seit 1985 gibt es die Neue Hauptschule: hier werden die Schüler in den Hauptgegenständen Deutsch, Englisch und Mathematik in drei Leistungsgruppen unterrichtet. Die Einführung einer neunjährigen Schulpflicht durch die Schulgesetzte 1962 war der Anfang des Polytechnischen Lehrganges, der der Hauptschule von 1966 bis 1973 angeschlossen war.

Von 1976 bis 1995 gab es einen sehr aktiven Elternverein, der die Arbeit der Schule  unterstütze und ein wichtiger Teil der Schulpartnerschaft war. Sein erster Obmann war Mag. Oskar Mührwald.  Diese Aufgabe übernahmen weitgehend die seit 1986 bestehenden Klassen- und Schulforen, mit deren Gründung erweiterte Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte der Eltern geschaffen wurden.

Die Hauptschule Mittersill, die in ihrem Einzugsbereich die Schule aller Zehn- bis Vierzehnjährigen ist, versucht in ihrem Schulprogramm dieser Besonderheit des Standortes, den vorhandenen infrastrukturellen Einrichtungen und besonders den verschiedenen Interessen und Neigungen der Schüler durch ein vielfältiges Angebot Rechnung zu tragen. Daher heißt auch der Leitsatz im Schulprogramm „Hauptschule Mittersill – Schule der Vielfalt“

Schulleiter seit 1949

Josef  Stachl leitete von 1949 bis 1970 die hiesige Hauptschule. Sein Nachfolger, Kurt Hufler, bereits nach Kriegsende Leiter und anschließend Lehrer an der Schule, war bis 1979 ihr Leiter. Direktor Hufler war als Gemeinderat, Finanzreferent, Vizebürgermeister und Landtagsabgeordneter  durch über 20 Jahre am Ausbau der Schulen in Mittersill maßgeblich beteiligt. Durch 25 Jahre, bis zur Auflösung 1971, war er auch Leiter der kaufmännischen und gewerblichen Berufschule des Oberpinzgaues.

Von 1979 bis zur Pensionierung 1996 führte Direktor Günther Weiß die Schule. Er kam bereits 1961 als Lehrer an die Hauptschule und ist heute anerkannter Ortschronist der  Gemeinde. Mehr als dreißig Schüler der HS Mittersill sind nach ihrer Lehrerausbildung wieder an die Schule zurückgekehrt, so auch die nachfolgenden Schulleiter, Hermann Scharler (1996 bis 2000) und Wolfgang Zingerle.

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